Unter dem Motto „Forschung für Gesundheit“ wurde am 12. November bereits zum achten Mal der Dr. Wolfgang Hevert-Preis verliehen, diesmal in feierlichem Rahmen bei der Hevert-Fachtagung für Naturheilkunde in Mainz. Über die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung freute sich Professor Dr. med. Jörg Reichrath, leitender Oberarzt und stellvertretender Klinikdirektor der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie der Universitätsklinik des Saarlands.
Mit der geplanten Arbeit „Bedeutung des Vitamin-D-Status und Einfluss der oralen Vitamin-D-Supplementierung auf den klinischen Verlauf des metastasierten malignen Melanoms“ wollen er und sein Team die Prognose von Patienten mit schwarzem Hautkrebs verbessern. Dabei verfolgen sie mit der Vitamin-D-Supplementierung einen ganzheitlichen Ansatz und verbinden Elemente der Naturheilkunde und der Schulmedizin zu einem sinnvollen Gesamtkonzept, das auch die unabhängige Expertenjury als Paradebeispiel integrativer Medizin einhellig überzeugte.
In Deutschland und weltweit ist der Vitamin-D-Mangel weit verbreitet und stellt ein gravierendes Gesundheitsproblem dar. Nach aktuellen Untersuchungen des Robert-Koch-Instituts und anderer Institutionen haben rund 60 Prozent der deutschen Bevölkerung zu niedrige Vitamin-D-Spiegel.
Geringere Mortalität und Tumorlast
In der onkologischen Forschung ist das „Sonnenvitamin“ Vitamin D nun in den Fokus gerückt. Reichrath und Kollegen konnten in vorangegangenen Arbeiten bereits die Assoziation eines guten Vitamin-D-Status mit einem günstigen klinischen Verlauf der Erkrankung des malignen Melanoms zeigen sowie einen positiven Effekt auf das Gesamtüberleben feststellen. „Mit der geplanten randomisierten, doppelt verblindeten Placebo-kontrollierten Studie wollen wir nun den Effekt der Einnahme von Vitamin D auf die Gesamtmortalität und die Melanom-spezifische Mortalität genauer untersuchen. Weitere Endpunkte sind der mögliche Einfluss auf die Tumorlast sowie die Überprüfung auf Nebenwirkungen“, so der Preisträger. „Ich bin sehr froh, dass das Projekt die Jury überzeugt hat, und der Dr. Wolfgang Hevert-Preis zur Finanzierung dieses aufwendigen Vorhabens beiträgt.“
Die Studie gliedert sich in zwei Teilprojekte. Zunächst soll die Assoziation des Vitamin-D-Status mit dem klinischen Verlauf des metastasierten malignen Melanoms aus der Pilotstudie validiert werden. Im Anschluss ermitteln die Forschenden, ob hier ein kausaler Zusammenhang besteht. Die Einteilung von Patienten mit metastasiertem malignem Melanom, bei denen eine medikamentöse Tumortherapie begonnen wird, erfolgt in zwei randomisierten Gruppen: Gruppe 1 erhält zusätzlich zur Tumortherapie täglich ein Placebo, Gruppe 2 erhält zusätzlich zur Tumortherapie täglich eine Tablette mit 1000 IE Vitamin D.
Hohe Qualität der Einreichungen
Noch nie war nach Überzeugung der Expertenjury der Anteil der hochkarätigen Einreichungen so hoch wie in diesem Jahr – insbesondere hinsichtlich der Qualität der Studienplanung und der Relevanz der Themen. So waren aktuelle Vorhaben zu COVID-19, zum Post-COVID-Syndrom sowie weitere vielversprechende Projekte renommierter Institutionen zum Beispiel aus dem onkologischen Bereich vertreten. Bei der Prämierung waren sich die Naturheilkundeexpertin Prof. Dr. med. Karin Kraft von der Universität Rostock, der klinische Psychologe Prof. Dr. Dr. phil. Harald Walach und der Experte für biologische Medizin der Universität Mailand, Allgemeinarzt Dr. med. Rainer Matejka, jedoch einig. Das Fachgremium hob insbesondere den innovativen Ansatz von hoher naturheilkundlicher und gesundheitspolitischer Relevanz hervor. Das maligne Melanom sei zwar eine sehr spezifische Indikation, aber noch immer recht problematisch in der Behandlung. Die Ergebnisse könnten zudem weitere Untersuchen zu anderen Karzinomarten vorantreiben, was auf dem Gebiet der integrativen Onkologie zur unbedingt erforderlichen positiven öffentlichen Aufmerksamkeit führen könne.
„Aus unserer Sicht hat die Jury eine gute Wahl getroffen“, freuen sich die Geschwister und Vorstände der Hevert-Foundation, Sarah, Mathias und Marcus Hevert. „Die Arbeit von Professor Reichrath passt zum Namensgeber des Preises, unserem Vater Dr. Wolfgang Hevert (†2003), der sich unermüdlich für die Naturheilkunde und Innovationen bei naturheilkundlichen, integrativen Therapieansätzen eingesetzt hat.“ Dass der Preis Früchte trägt, zeigt sich unter anderem am Beispiel der Preisträgerin Nina Bauer aus 2020. „Wir bleiben mit den Preisträgerinnen und Preisträgern in Kontakt und sind immer gespannt, was aus den eingereichten Projekten wird“, so Mathias Hevert. „Frau Bauer hat kürzlich erste Ergebnisse in ‚Frontiers in Integrative Neuroscience‘ unter dem Titel ‚Mind-body-medicine and comprehensive lifestyle-modification in patients with Crohn’s disease’ veröffentlicht. Das freut uns natürlich sehr.“
Dr. Wolfgang Hevert-Preis 2024
Die Hevert-Foundation lobt den Dr. Wolfgang Hevert-Preis seit 2010 alle zwei Jahre in Kooperation mit der Hevert-Arzneimittel GmbH & Co. KG aus. Eine unabhängige Experten-Jury prämiert damit geplante wissenschaftliche, nicht-kommerzielle Studienprojekte zu Fragestellungen der europäischen Naturheilkunde. Das nächste Mal wird der Preis im Jahr 2024 vergeben und neue, innovative Projekte können dann wieder eingereicht werden.
Die Preisträger seit 2016 im Überblick
2020: „Die Wirkung eines Stressreduktions- und Lebensstilmodifikationsprogramms im Rahmen der naturheilkundlichen Ordnungstherapie auf die Lebensqualität und Symptomatik von Patienten mit Morbus Crohn – (MBMCrohn)“, Nina Bauer (M.Sc. Psychologie), Klinik für Integrative Medizin und Naturheilkunde, Klinikum Am Bruderwald der Sozialstiftung Bamberg.
2018: „Better Together? A Randomized Placebo-Controlled Trial Assessing the Effects of Vitamins D and K2 on Cognition: The Vita-DKcog Study“, Dr. Jacqueline A. Pettersen, Prince George, British Colombia, Kanada.
2016: „Funktionelle und strukturelle Bildgebung bei aufmerksamkeitsgestörten Kindern mit und ohne Hyperaktivität (AD(H)S) unter homöopathischer und konventioneller Therapie“, Dr. med. Klaus von Ammon, Bern, Schweiz.