Fast jeder Energieversorger bietet heute Ökostromtarife an. Manche Stromkunden glauben, dass sie mit Ökostrom umweltfreundlich beleuchten, kochen, kühlen, waschen und aufladen können, manche stehen dieser Meinung skeptisch gegenüber. Was ist Ökostrom? Und woran erkennt man seine Qualität? Antworten auf diese Fragen erfahren Sie aus unseren Umwelttipps.

Die drei Begriffe Ökostrom, Naturstrom oder grüner Strom werden vielfach synonym verwendet. Grundsätzlich versteht man darunter elektrische Energie, die aus erneuerbaren Quellen stammt. Sie kann aus Solarstrahlung, Wind- und Wasserkraft, Biomasse, Erdwärme oder Klärgas erzeugt werden.

Im Gegensatz dazu stammt konventioneller Strom aus Atomkraftwerken oder aus fossilen Energiequellen, wie Kohle, Erdöl und Erdgas. Ein Mix aus konventioneller Energie und Ökostrom unbekannter Herkunft heißt oft Graustrom oder Egalstrom.

Ökostrom ist umwelt- und klimafreundlich, aber es ist falsch anzunehmen, dass er gänzlich CO2-frei sei. Bei der Berechnung der Klimabilanz erneuerbarer Energien werden auch Emissionen berücksichtigt, die z.B. bei der Beschaffung von Rohstoffen und Errichtung von Energieproduktionsanlagen entstehen. Auf jeden Fall emittiert Ökostrom weniger dramatisch CO2 als die Stromerzeugung aus konventionellen Energiequellen:

  • Windkraft: 8 bis 16 Gramm CO2 pro Kilowattstunde (g/kWh)
  • Wasserkraft: 4 bis 13 Gramm CO2 pro Kilowattstunde (g/kWh)
  • Sonnenenergie: 80 bis 160 Gramm CO2 pro Kilowattstunde (g/kWh)
  • Braunkohleverstromung: bis zu 980 Gramm CO2pro Kilowattstunde (g/kWh).

Achtung! Ökostrom ist kein gesetzlich geschützter Begriff, deshalb kann ein Energieversorger auch solchen Strom als Ökostrom bezeichnen, der keinen zusätzlichen Nutzen für die Umwelt bewirkt oder gar keiner ist.

Die Beliebtheit von Haushaltsstrom aus erneuerbaren Quellen steigt seit vielen Jahren kontinuierlich an. 2015 wurden 8,5 Millionen Menschen in Deutschland mit Ökostrom versorgt, 2019 schon knapp 13 Millionen. Wer die Energiewende in Deutschland vorantreiben will, sollte folgendes beachten:

  1. Unabhängig vom Tarif fördert jeder Stromkunde mit der Zahlung der EEG-Umlage den Ausbau erneuerbarer Energien. Die EEG-Umlage basiert auf dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz. 2021 beträgt sie 6,5 ct/kWh; 2022 sinkt sie um 2,8 ct/kWh und beträgt dann 3,723 ct/kWh. Das Geld bekommen z.B. Betreiber von Solaranlagen, Windrädern oder Biomasse-Kraftwerken. Den Erzeugern werden so feste Einspeisevergütungen garantiert.
  1. Kauft man Ökostrom ohne weitere Erklärung, ist häufig damit gemeint, dass der Anbieter sogenannte Herkunftsnachweise für Ökostrom eingekauft hat. Das System heißt Renewable Energy Certificate System (RECS). Es funktioniert z.B. so: ein Wasserkraftwerk im Ausland produziert Ökostrom, für den der Betreiber Zertifikate erhält. Ein deutscher Stromanbieter kauft diese Zertifikate und klebt sie auf seinen Strommix inklusive Kohle- und Atomkraft. Diesen Graustrom kann er jetzt in Deutschland als Ökostrom vermarkten. Der ausländische Energieproduzent darf den entwerteten Strom dann nicht mehr als Ökostrom verkaufen, sondern nur als Graustrom. Im Prinzip haben die beiden Unternehmen Strom getauscht – über Methoden der Buchhaltung und nicht über Stromleitungen.Basis-Ökostrom ausschließlich über RECS-Zertifikate hat also einen begrenzten Nutzen für Umwelt und Klima. Das ist nur ein Zeichen der Nachfrage nach grünem Strom. Wenn die Nachfrage nach Ökostrom stark ansteigt, über die produzierten Mengen hinaus, werden hoffentlich neue Ökokraftwerke errichtet.
  1. Besser als Basis-Ökostrom ist Grünstrom mit Gütesiegel. Damit tun Kunden mehr für die Energiewende, da in diesem Fall drei positive Aspekte zusammenspielen: man zahlt die EEG-Umlage, man setzt ein Zeichen am Markt, und das bezahlte Geld wird in den Ausbau von Grünenergie in Deutschland investiert. Damit steigt die Menge an Ökostrom im System insgesamt.

    Gütesiegel helfen den Kunden bei der Orientierung auf dem Energiemarkt. Die wichtigsten sind: Grüner-Strom-Label, Ok-Power, TÜV Nord, TÜV Süd. Als besonders aussagekräftig gelten das Grüner-Strom-Label (GSL) und Ok-Power.

  1. Echte Ökostromanbieter, die nicht an Atomkraftwerken beteiligt sind, finden Sie hier.

Der beste Ökostrom ist immer noch derjenige, den man selbst produziert und direkt verbraucht, z. B. mit einer Photovoltaikanlage.

Ihr Hevert-Umweltmanagement

 

Quellen:

  1. Umweltbundesamt
  2. ENERGIEVOLL
  3. Forbes Advisor
  4. Ökostromanbieter: Die besten Anbieter im Vergleich – Utopia.de