Kann man den Verlauf einer Krankheit durch Eigeninitiative beeinflussen? Mit dieser spannenden Frage beschäftigt sich die diesjährige Preisträgerin des Dr. Wolfgang Hevert-Preises in ihrer geplanten Studie zu Morbus-Crohn. Nina Bauer ist Doktorandin an der Klinik für Integrative Medizin und Naturheilkunde der Universität Bamberg. Sie will zeigen, dass Patienten mit Morbus-Crohn ihren Krankheitsverlauf positiv beeinflussen können – durch ein ordnungstherapeutisches Stress- und Lebensstilprogramm. Wir gratulieren Frau Bauer an dieser Stelle nochmals recht herzlich und wünschen ihr und ihrem Team viel Erfolg! Den Preis haben wir vor wenigen Tagen virtuell vergeben – schauen Sie es sich an!

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Eigengenesung und hohe Lebensqualität

Für ihre geplante Studie zur Stressreduktion bei Morbus Crohn durch naturheilkundliche Verfahren erhält Nina Bauer, Doktorandin an der Klinik für Integrative Medizin und Naturheilkunde der Universität Bamberg, den mit 10.000 Euro dotierten Dr. Wolfgang Hevert-Preis 2020.

Die chronische Entzündung des Darms, Morbus Crohn, zählt zu den Krankheiten, die durch Stress und Lebensstil maßgeblich beeinflusst werden. Nina Bauer will mit ihrem Forschungsvorhaben belegen, dass eine substanzielle Situationsverbesserung durch salutogenetische Elemente erzielt werden kann: „In der randomisierten Studie nutze ich dafür ein naturheilkundlich-ordnungstherapeutisches Stress- und Lebensstilprogramm, mit dem der Patient selbst die Fähigkeit entwickelt, seine Genesung zu fördern und langfristig in die Lage versetzt wird, trotz seiner Erkrankung eine hohe Lebensqualität zu erlangen“, erklärt die Preisträgerin. „Ich bin stolz und begeistert, dass mein Vorhaben durch den Dr. Wolfgang Hevert-Preis ausgezeichnet und auch finanziell unterstützt wird.“

Hohe Qualität der Einreichungen

Prof. Dr. med. Jost Langhorst, Chefarzt Klinik für Integrative Medizin und Naturheilkunde der Universität Bamberg, betreute die Preisträgerin bei ihrer Dissertation. Die Psychologin arbeitet heute dort als Ordnungstherapeutin sowie wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin. Aber nicht nur die Gewinnerin Nina Bauer, sondern auch der Großteil der knapp 20 Einreichungen wies nach Überzeugung der renommierten Jury eine hohe Qualität hinsichtlich der Studienplanung und eine hohe Relevanz der Themen auf.

Mathias Hevert (l.), Geschäftsführer von Hevert-Arzneimittel GmbH & Co. KG sowie stellvertretender Vorstand der Hevert-Foundation, und Professor Harald Walach (r.), Medizinische Universität Poznan, Polen, sowie Gastprofessor an der Universität Witten-Herdecke (Philosophische Grundlagen der Psychologie), gratulieren der diesjährigen Preisträgerin Nina Bauer Corona-bedingt mit Abstand per Videokonferenz aus dem Berliner Büro der Hevert-Foundation.

„Aus unserer Sicht hat die Jury eine gute Wahl getroffen“, freuen sich die Geschwister und Vorstände der Hevert-Foundation, Sarah, Mathias und Marcus Hevert. „Die Arbeit von Frau Bauer passt zum Namensgeber des Preises, unseren Vater Dr. Wolfgang Hevert (†2003), der sich unermüdlich für die Naturheilkunde und Innovationen bei naturheilkundlichen Therapieansätzen eingesetzt hat.“ Mit seinem Einsatz und seiner Energie hat der Arzt und Apotheker Dr. Wolfgang Hevert einen großen Beitrag zur Entwicklung der ganzheitlichen Medizin geleistet.

Freiheit der Forschung

Neben der finanziellen Anerkennung steht bei der Bewertung der eingereichten Arbeiten die Originalität der Fragestellung des Projekts im Vordergrund. Bereits hier zeigt sich der innovative Charakter. Zu den weiteren Kriterien, die von der Jury beurteilt werden, zählen die Qualität des Prüf- beziehungsweise Versuchsprotokolls, der Grad einer möglichen Relevanz für die Verbesserung oder die Akzeptanz der Therapierichtung sowie die therapeutische beziehungsweise wissenschaftliche Nutzbarkeit der zu erwartenden Ergebnisse. Auf die Vorgabe eines genauen Themas wird verzichtet, damit die Freiheit der Forschung gewahrt bleibt. Das nächste Mal wird der Preis im Jahr 2022 vergeben und neue, innovative Projekte können dann wieder eingereicht werden.

Die Preisträger seit 2016 im Überblick

Wir haben den Preis schon sieben Mal vergeben! Hier sind die Preisträger der letzten Jahre.

2020: „Die Wirkung eines Stressreduktions- und Lebensstilmodifikationsprogramms im Rahmen der naturheilkundlichen Ordnungstherapie auf die Lebensqualität und Symptomatik von Patienten mit Morbus Crohn – (MBMCrohn)“, Nina Bauer (M.Sc. Psychologie), Klinik für Integrative Medizin und Naturheilkunde, Klinikum Am Bruderwald der Sozialstiftung Bamberg.

2018: „Better Together? A Randomized Placebo-Controlled Trial Assessing the Effects of Vitamins D and K2 on Cognition: The Vita-DKcog Study“, Dr. Jacqueline A. Pettersen, Prince George, British Colombia, Kanada.

2016: „Funktionelle und strukturelle Bildgebung bei aufmerksamkeitsgestörten Kindern mit und ohne Hyperaktivität (AD(H)S) unter homöopathischer und konventioneller Therapie“, Dr. med. Klaus von Ammon, Bern, Schweiz.

Für ihre geplante Studie zur Stressreduktion bei Morbus Crohn durch naturheilkundliche Verfahren erhält Nina Bauer, Doktorandin an der Klinik für Integrative Medizin und Naturheilkunde der Universität Bamberg, den mit 10.000 Euro dotierten Dr. Wolfgang Hevert-Preis 2020.

Nina Bauer, wissenschaftliche Mitarbeiterin, Doktorandin und Ordnungstherapeutin erklärt im Interview, wie die Idee zur Morbus Crohn-Studie entstand, wie dies die Versorgungssituation für Patienten verbessern könnte und wie es mit dem Projekt weitergeht.

Frau Bauer, wie kamen Sie zu diesem Studienansatz?

Vor einigen Jahren gab es bereits eine ähnliche Studie bei Patienten mit Colitis Ulcerosa (chronische Entzündung des Dickdarms) an der Klinik für Integrative Medizin und Naturheilkunde in Essen, bei der unser Chefarzt Prof. Dr. Langhorst federführend beteiligt war. Die Idee war, diesen Studienansatz zu nutzen und weiter zu entwickeln und auch die Methodik der Studie zu erweitern. Neben der querschnittlichen Erhebung kam eine längsschnittliche Erfassung von Veränderungen über Tagebücher und strukturierte Interviews zur Transferleistung sowie Motiven und Hindernissen in der Umsetzung neu hinzu. Besonders stolz sind wir darauf, dass wir eines der neuesten diagnostischen Instrumente, die konfokale Laserendomikroskopie, zur Messung der Darmpermeabilität im Rahmen der Studie anwenden können.

Was würde es Ihrer Einschätzung nach für Morbus Crohn-Patienten bedeuten, wenn sie erlernen könnten, über Stressmanagement ihre Krankheitssymptome positiv zu beeinflussen?

Zum einen stünde den Patienten damit neben der pharmakologischen Therapie ein weiteres Behandlungsverfahren zur Verfügung. Der Einsatz von Stressbewältigungstechniken oder darüber hinaus eine günstige Lebensstilveränderung bedeutet für die Patienten, selbst aktiver zu ihrer Genesung und zu ihrer Lebensqualität beitragen zu können – und herauszukommen aus einer Abhängigkeit von Ärzten, Therapeuten oder Medikamenten und selbst den Krankheitsverlauf in einem gewissen Umfang beeinflussen zu können. Dies fördert die Selbstwirksamkeit der Morbus Crohn-Patienten. Zusammenfassend könnte insbesondere eine Kombination von Schulmedizin mit Stressbewältigung, Lebensstilveränderung und naturheilkundlichen Selbsthilfestrategien die Effektivität der Gesamtbehandlung steigern und das Kosten-Nutzen-Verhältnis verbessern.

Was bedeutet die Auszeichnung mit dem Dr. Wolfgang Hevert-Preis für Sie und für die Umsetzung Ihres Projekts?

Vor einem Jahr habe ich über den Tellerrand der eigenen Disziplin hinausgeschaut und als Psychologin in der Medizin begonnen. Der Preis ist für mich persönlich damit eine Bestätigung, dass es sich lohnt, bisher etablierte Pfade zu verlassen und innovative Wege einzuschlagen.

Für uns als noch sehr junge Forschungsabteilung ist diese Auszeichnung zudem eine Bekräftigung unserer bisherigen Arbeit, stärkt unser Selbstvertrauen und motiviert uns, unsere Ideen auch zukünftig zu verfolgen. Der Preis ermöglicht uns ferner einen finanziellen Spielraum, um alle unsere Ideen wie geplant in die Tat umzusetzen.

Zu guter Letzt: Wie können wir Ihrem interessanten Projekt und den Ergebnissen folgen?

Ende 2021 wird die Datenerhebung abgeschlossen und die endgültigen Ergebnisse werden nach und nach publiziert. Bis dahin werden wir Teilergebnisse auf Fachvorträgen und Kongressen vorstellen, sowie auf unserer Homepage Klinik für Integrative Medizin und Naturheilkunde Bamberg veröffentlichen.

Die neugegründete Forschungsabteilung der Universität Bamberg: Das Team um Preisträgerin Nina Bauer: Prof. Dr. med. Jost Langhorst (r.), Chefarzt Klinik für Integrative Medizin und Naturheilkunde der Universität Bamberg, betreute die Preisträgerin bei ihrer Dissertation. Die Psychologin arbeitet dort als wissenschaftliche Mitarbeiterin, Doktorandin und Ordnungstherapeutin.